In der Ausgabe des SWK-Magazins «Rede Mitenand» 4/2024 ging es um das Thema «WunderFinder» und Déborah Rosenkranz verrät uns warum sie glaubt, dass in jeder Wunde ein Wunder steckt, welche Wunder sie schon erlebt hat und woher ihre Liebe kommt.

Nachfolgend das vollständige Interview:

Natascha Demierre (ND): Es freut mich sehr, dass du dich für ein Interview bereiterklärt hast. Inwieweit kannst du dich mit dem Begriff «WunderFinder» identifizieren?

Déborah Rosenkranz (DR): Der Titel eurer Ausgabe gefällt mir so gut, weil über meinem ganzen Leben stehen könnte: «Wunden erlebt, Gott gesucht, Wunder gefunden». Besonders wichtig ist für mich dabei das Wort suchen. Wahre Wunder sind oft nicht auf der grossen Bühne, sondern im Inneren und in der Stille mit Gott zu finden. Ich habe grosse Achtung vor der Plattform, die mir Gott mit meinen Auftritten in der Öffentlichkeit schenkt. Doch der Schlüssel liegt darin, die Wunder in der Zweisamkeit mit Gott zu suchen. Ohne die Zeit mit Gott habe ich den Menschen nichts weiterzugeben.

ND: Was bewegt dich aktuell?

DR: Vor zwei Wochen erhielt ich einen Anruf aus Pakistan. Die Geschichte, die mir erzählt wurde, ist einfach wundervoll! Man berichtete mir von einem Ehepaar, das sich vom Glauben abgewandt hatte. Sie waren so geflasht von meinem Leseplan auf YouVersion, dass sie ihr Leben neu Gott übergaben. Nun beginnen sie sogar, die Texte ins Urdu zu übersetzen und in Pakistan zu predigen.

ND: Wie fühlt es sich für dich an, dich nach aussen hin so offen zu zeigen? Welche Motivation steckt dahinter?

DR: Um den Kraftlosen neuen Mut zu geben, braucht es Menschen, die offen über ihre Schwächen reden. Gott verwandelte meine Schwächen schon oft in Stärke. Deshalb sehe ich es als meinen Auftrag, anderen durch meine Geschichte zu helfen, ihre Stärke in den Schwächen zu erkennen. Jeder einzelne Mensch motiviert mich und ich glaube daran, dass in jeder Wunde ein Wunder steckt. Die zahlreichen Rückmeldungen, die mich zu meinen täglichen Inputs erreichen, treiben mich ebenfalls an. Manche Menschen berichten mir, dass sie am Bahngleis standen und kurz davor waren, ihr Leben zu beenden. Doch in diesem entscheidenden Moment hörten sie zufällig meinen Song «Du sagst» auf YouTube. Dieser Song berührte sie dermassen, dass sie sich und ihrem Leben eine neue Chance gaben. Besonders emotional sind für mich auch die Gespräche nach meinen Konzerten. Oft bleibe ich länger und höre mir die Geschichte der Besucher an, die geduldig warten, um mit mir sprechen zu können. Wenn sie mir unter Tränen erzählen, dass ihnen meine täglichen Ermutigungen helfen, neuen Mut zu fassen, bewegt mich das zutiefst.

ND: Welches Wunder ist dir bis heute in besonderer Erinnerung geblieben?

DR: Ich hätte schon sechsmal tot sein müssen und habe viele Wunder erlebt. Aber bei folgendem stockt mir noch immer der Atem: Es geht um die Zeit, als ich magersüchtig war. Ich nahm damals fast dreissig Kilo ab, konnte kaum noch laufen, meine Tage blieben aus und ich ass täglich nur noch einen halben Apfel. Nebenbei trieb ich viel Sport. Irgendwann sagte mein Arzt zu meinen Eltern, dass er keine Hoffnung mehr für mich sieht und ich maximal noch vier Wochen zu leben hätte. Als ich wenige Tage später abends nach Hause kam, hörte ich lautes Weinen aus dem Schlafzimmer meiner Eltern. Meine Mama sagte zu meinem Vater: «Wir können ja schon den Sarg für Déborah bestellen! Es ist zu spät, sie packt das nicht mehr. Sie wird sterben!» In diesem Moment brach ich vor ihrer Schlafzimmertür zusammen, denn ich wusste, sie hatte recht: Ich konnte nicht mehr! Dann hörte ich, wie mein Papa laut sagte: «Nein! Wir werden für unsere Tochter beten und unsere Tochter wird leben!» Meine Eltern begannen, in einfachen Worten zu beten – nichts Kompliziertes oder super Frommes. Mit letzter Kraft bat ich meine Eltern darum, nun auch mit mir zusammen zu beten und ich liess Jesus wieder in mein Leben. Ich gab ihm die Erlaubnis, mich zu heilen. Heute weiss ich, dass mich dieses Gebet befreite. Das war definitiv das grösste Wunder meines Lebens und der Grund, warum ich heute auf der Bühne stehe. Unterschätze niemals, welche Wunder aus deinem Schmerz geboren werden können.

ND: Wie gehst du mit unerfüllten Wünschen um?

DR: Ich hatte das Privileg, schon in jungen Jahren mit Weltstars wie Beyoncé oder Justin Timberlake auf Tournee zu gehen. Ich erlebte den ganzen Glamour – das vermeintliche Glück – hautnah mit. Doch ich erkannte schnell, dass Geld und Ruhm nicht glücklich machen. Zwar wuchs ich in bescheidenen Verhältnissen auf, doch erlebte ich zu Hause eine Fülle an Liebe. Das führte mir vor Augen, dass Liebe das Wertvollste ist. Im Verlauf der Jahre fand ich immer mehr meine Liebe und Bestätigung in Gott. Dabei geht es um mehr, als jeden Sonntag in die Kirche zu gehen. Es geht um die persönliche Beziehung zu Jesus. Das mag unerreichbar klingen, doch es bedeutet einfach, täglich im Gebet zu sein, Jesus in das eigene Leben miteinzubeziehen und auch unerfüllte Wünsche oder Träume mit ihm zu teilen. Immer wieder wird mir die Frage gestellt: «Déborah, hast du nicht einen unerfüllten Beziehungs- und Kinderwunsch?» Auch wenn ich momentan keine Beziehung zu einem Mann habe, kann ich die Menschen um mich herum lieben. Ich bin überzeugt, dass die Liebe, die wir verschenken, nicht verloren geht, sondern immer zu uns zurückkommt.

ND: Was hat dich in deinem Leben enttäuscht? Und wie bist du damit umgegangen?

DR: Zur Zeit, als ich noch nicht erkannte, wie erfüllend die Beziehung zu Gott ist, lebte ich in einer Beziehung mit einem Mann. Diese widerspiegelte meinen absoluten Traum: Ein gläubiger Partner, mit dem ich beten konnte. Zunächst schien alles perfekt. Doch plötzlich entwickelte er sich in einen völlig anderen Menschen. Er begann, mich von A bis Z zu kritisieren und äusserte Dinge wie: «Langsam wirst du mir zu dick. Ich schäme mich, mit dir rauszugehen.» Obwohl er wohlhabend war und mir ein angenehmes Leben bot, war ich unglücklicher denn je. Schlussendlich verliess er mich für eine jüngere Frau. Der Trennungsschmerz war unerträglich und ich stürzte in eine depressive Episode, denn ich gab alles für ihn auf. Er versicherte mir während unserer Beziehung immer wieder: «Wir heiraten ja eh, dann ändert sich dein Leben so oder so.»

Drei Monate lang zog ich mich in einem Apartment von Freunden in Südfrankreich zurück. Das mag idyllisch klingen, aber hilft nichts, wenn du depressiv bist. Tag für Tag fühlte ich Gottes sanftes Erinnern: «Öffne die Bibel. Lese in meinem Wort.» Doch mir fehlte die Kraft dazu. Eines Tages schlug ich ein Andachtsbuch auf, das ich dabeihatte. Der Titel lautete: «Vergib!» Mein Inneres protestierte: «Nein! Ich will Trost und Liebe von Gott, aber sicher nicht vergeben!»

Gott lenkte meine Aufmerksamkeit drei Tage lang in Folge auf das Thema Vergebung. Also begann ich zu beten und gestand Gott, dass ich es nicht schaffe, meinem Expartner zu vergeben. Obwohl es mein Herz nicht konnte, sprach ich Worte der Vergebung aus. Dann geschah etwas, das ich selbst nicht hätte bewirken können: Gott öffnete meine Augen und liess mich erkennen, dass nicht dieser Mann der böse Typ ist, sondern dass verletzte Menschen verletzen. Mein Exfreund war ein verletzter Mensch; wie hätte er mir Liebe geben können? Diese Erkenntnis befreite mich, auch wenn sie keine Entschuldigung für sein Verhalten ist. Heute habe ich ihm vollständig vergeben und empfinde ihm gegenüber keine negativen Gefühle mehr. Wenn wir das tun, was uns möglich ist, tut Gott das, was ihm möglich ist. Und das ist unglaublich viel! In meinem Buch «Stärker denn je» erzähle ich diese Geschichte übrigens ausführlich.

ND: Was hilft dir dabei, an deinem Glauben festzuhalten?

DR: Meine Arbeit als Autorin von «Ein Wunder für jeden Tag» ist für mich ein grosser Segen. Um die Texte zu schreiben, muss ich die Bibel regelmässig lesen. Die täglichen Mails sollen Menschen ermutigen und ich wünsche mir, dass wir die Bedeutung des Bibellesens mehr erkennen. Auch wenn wir nur fünf Minuten pro Tag in der Bibel lesen, stärkt uns dies und nimmt es uns die Sorgen. Viele kennen ermutigende Bibelverse, aber im Alltag gehen sie unter. Bei Problemen, wie unerwarteten Rechnungen oder familiären Sorgen, suchen wir vielleicht das Gespräch mit Freunden. Würden wir uns direkt an Gott wenden und an seiner Wahrheit festhalten, könnten die Wunder schneller eintreffen. Mich täglich an ihm zu orientieren, hilft mir, meinen Glauben zu behalten. Die persönliche Beziehung zu Gott ist entscheidend. Je mehr wir ihn suchen, desto mehr lässt er sich finden: «Wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden.» (JER 29:13)

ND: Dein achtes Buch «Ein Gebet für jeden Tag» erschien Ende Sommer. Worum geht es?

DR: Ich kenne es nur zu gut, morgens aufzustehen und sofort im Alltagsstress gefangen zu sein. Manchmal denke ich, dass ich dieses Buch vor allem für mich selbst geschrieben habe (lacht). Es soll dabei unterstützen, den Tag mit einem Gebet zu beginnen. Das Buch ist einfach gestaltet und enthält Gebete, die ich selbst gesprochen habe, ergänzt durch passende Bibelverse und kurze Erklärungen. Für mich ist es eine Art Warm-up, die hilft, in Gottes Gegenwart zu kommen, ihm meine Ängste und Zweifel anzuvertrauen, aber auch meine Dankbarkeit auszudrücken. Zu keinem anderen Buch habe ich in so kurzer Zeit so viele positive Rückmeldungen erhalten.

ND: Woher schöpfst du neue Inspiration, um Inputs für deine TV-Show «Ein Wunder für jeden Tag» zu gestalten?

DR: Die Texte, die ich schreibe, verschicke ich zunächst per E-Mail. Erst später erscheinen sie im Radio bei ERF, auf YouTube, Bibel TV oder StarTV. Auch wenn das Schreiben viel Arbeit erfordert, fällt es mir überraschend leicht. Während meiner Reisen nehme ich Ideen als Sprachnotiz auf, doch sobald ich zu Hause mit dem Schreiben beginne, brauche ich diese kaum noch. Meistens habe ich neue Einfälle. Diesen Ideenreichtum empfinde ich als Geschenk Gottes. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich so vielen verschiedenen Menschen begegne. Mein Blick hat sich durch diese Arbeit verändert und ich erkenne Wunder heute schneller als früher. Gott und seine Wunder sind in jedem Moment erfahrbar.

Bereits mit elf Jahren schrieb ich in mein Tagebuch, dass ich davon träume, viel zu reisen, Konzerte zu geben und Menschen genau dort zu erreichen, wo sie sind – auch ausserhalb der Kirchen. Mein Wunsch war es, die Menschen vor dem Kreuz Jesu wiederzufinden. Wer hätte gedacht, dass dieser Traum einmal Wirklichkeit wird?

ND: Ich danke dir herzlich für das Interview.

Das Interview führte
Natascha Demierre
Leiterin Administration

November 2024