Gründungsphase (1875–1900)
Die Wurzeln des Weissen Kreuzes
Das Wissen um die eigene Herkunft und die Zugehörigkeit ist wichtig und für Menschen sind es zentrale Aspekte für die Entwicklung ihrer Identität.
Als Schweizerisches Weisses Kreuz wollten wir wissen, welche Wurzeln wir haben und welches «Erbgut» uns mitgegeben wurde. Dabei stellten wir fest, dass das SWK seit seiner Gründung den jeweils aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen begegnet.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entschieden sich viele europäische Staaten dazu, Prostitution staatlich zu regulieren und Bordelle gesetzlich zu tolerieren.
Diese staatlichen Massnahmen hatten zum Ziel, die weitverbreiteten Geschlechtskrankheiten einzudämmen. In dieser Zeit führte die Industrialisierung in Europa zu einer zügig voranschreitenden Urbanisierung.
Beide Entwicklungen veränderten bestehende soziale Verhältnisse und lösten bei Menschen Unsicherheiten aus.
Sie betrachteten das Model Familie als bedroht. Die Verschleppung von Mädchen und jungen Frauen in Bordelle wurde gefürchtet und der «internationale Frauenhandel» als soziales Problem betrachtet.
Zu Beginn der 1880er Jahre «blühte» dann der unrühmliche sogenannte «weisse Sklavenhandel». Scharen von Mädchen wurden in Bordelle verschleppt.
In diesem zeitgeschichtlichen Umfeld entwickelte sich die Sittlichkeitsbewegung, die sich dem Kampf gegen die Prostitution verschrieb.
1875 veranlasste die Engländerin Josephine Elizabeth Butler – eine Kämpferin gegen den Frauenhandel – die Gründung eines «Internationalen Vereins zur Abschaffung der Prostitution sowie der Bordelle» mit Sitz in Genf.
Insbesondere wehrten sich Frau Butler und dieser Verein gegen Gesetze, welche Prostituierte einseitig für die Übertragung von Geschlechtskrankheiten verantwortlich machten, ohne die männlichen Klienten zur Verantwortung zu ziehen.
Der Verein propagierte als Mittel gegen die Prostitution präventive Massnahmen wie z.B. gegenseitige Treue in der Ehe, und setzte sich für eine grundsätzliche gesellschaftliche Besserstellung der Frauen ein.
1883 hielt Miss Hopkins, eine Vertreterin der Sittlichkeitsbewegung, im britischen Aukland Vorträge und darauf gründeten über 100 Männer die «Vereinigung der Weisskreuzarmee» in England.
1890 schlossen sich junge Männer aus dem CVJM in Berlin zum Deutschen Weissen Kreuz zusammen.
1891 wurde aus Weisskreuzarmee und Weisskreuzgesellschaft der Weisskreuzbund (White Cross League). Diese zivilgesellschaftliche Bewegung breitete sich von England sehr schnell nach Amerika und Europa aus.
1892 entstanden in der Schweiz im Augustinerhof in Zürich – ebenfalls vom CVJM ausgehend – erstmals «Gruppen des Weissen Kreuzes»
Seit 1892
• erfolgt das Engagement auf der Basis von christlichen Werten
• spielt die von Gott geschenkte Würde für Menschen eine zentrale Rolle
• sind Achtung und Respekt im Umgang miteinander zentrale Punkte
• soll durch vorbeugendes Handeln Schaden vermieden werden
• werden junge Menschen gebildet, begleitet und befähigt
• werden positive Auswirkungen für die ganze Gesellschaft angestrebt