In der Ausgabe des SWK-Magazins «Rede Mitenand» 2/2025 ging es um das Thema «SpielPartner». Wir sprachen mit einem Gamer: Liam Fillery ist 25 Jahre alt und wohnt in Berlin. In der Gaming-Scene kennt man ihn als «Kamo» oder «KamoLRF». Schon als Kind spielte er leidenschaftlich gerne Videospiele. Das hat er zu seinem Beruf gemacht und ist sehr glücklich damit. 2018 hatte er seinen Durchbruch mit «Fortnite» als «eSportler» und ist seither Vollzeit-Gamer und Streamer. Im Interview beschreibt er uns das ungewöhnliche Berufsfeld.

Nachfolgend das vollständige Interview:

Eberhard Koll (EKO): Was hat dich bewogen, «Gamer» zu werden?

Liam Fillery (LF): Mein erster Kontakt mit Videospielen war, als mein Onkel mir einen Gameboy geschenkt hat. Da war ich noch ein Kind und dadurch hat sich meine Liebe für das Gamen entwickelt. Was mir seither am Gamen immer am meisten Spass macht, ist es, sich mit anderen Spielern zu messen. Früher waren es Handyspiele wie Doodle-Jump, Flappy Bird oder Ähnliches, bei denen ich immer den Highscore von meinen Freunden knacken wollte. Als ich dann meine erste Konsole bekommen habe, konnte ich mich auch online mit anderen Spielern in Multiplayer-Games messen. Das ist es bis heute, was mir am meisten Spass macht.

EKO: «Spielst» du generell gerne oder ist es das Beherrschen dieses einen Spiels?

LF: Über die Zeit hinweg habe ich schon Hunderte Spiele gespielt. Wenn ich ein Spiel anfange, das mich fesselt, dann vertiefe ich mich sehr lange darin, bis ich wirklich gut werde. Aktuell spiele ich hauptsächlich «VALORANT» und bin in der Europa-Rangliste von mehreren Millionen Spielern unter den Top 1000. Davor habe ich einige Jahre «Fortnite» professionell gespielt und dabei ca. 200.000 USD Preisgeld gewonnen. Nebenbei spiele ich aus Spass auch ein paar andere Spiele, die ich nicht ganz so ernst nehme, wie z. B. Handyspiele. Ich liebe auch Rätselspiele wie Sudoku oder Schach.

EKO: Wie viel Stunden verbringst du täglich mit diesem Spiel? Und wie kannst du dich verbessern?

LF: Ich versuche mindestens sechs Stunden jeden Tag zu spielen. Anfangs lernt man natürlich, wie bei allen Dingen, die man neu anfängt, sehr schnell dazu. Irgendwann stagniert man, kann sich nur noch sehr langsam verbessern und muss dafür auch viel mehr reinstecken. Schlicht gesagt: Die Lernkurve flacht ab. Trotzdem kann man immer besser werden, indem man sich zum Beispiel mehr Wissen aneignet und über die Zeit hinweg Erfahrung im Spiel sammelt.

EKO: Wie müssen wir uns die «Gamer-Scene» und den Beruf als professionellen «Gamer» vorstellen?

LF: Das hängt ganz davon ab, welches Spiel man professionell spielt. Wenn man einen Profi-Vertrag hat mit einer Gaming-Organisation (kurz Org), für die man spielt, kriegt man dann monatlich ein Gehalt dafür gezahlt. Die Höhe dieses Gehalts ist davon abhängig, wie gut man ist, in welcher Region man spielt und wie populär das Spiel ist. Mehr Publikum bedeutet mehr Einnahmen durch Sponsoren für die Org. Am Bespiel «VALORANT» kann ich sagen, dass die besten Spieler der Welt ca. 10.000 bis 30.000 Euro mtl. Gehalt bekommen. Hierbei handelt es sich um die top 0,001 Prozent der Spieler und es erfordert sehr viel Zeit, Training und Talent, um an die Spitze zu kommen. Der Alltag sieht ähnlich aus wie der eines normalen Jobs, nur mit der Ausnahme, dass man von zu Hause aus arbeitet. Man muss jeden Tag viele Stunden mit seinem Team trainieren und im Nachhinein seine Spiele selbstkritisch analysieren. Die Top-Teams haben dafür auch Coaches und Analysten.

EKO: Hast du «Gamer»-Freunde oder bewusst besser nicht?

LF: Ja, die meisten meiner Freunde sind Gamer, die ich auch durchs Gamen kennengelernt habe. Man trifft sich nur selten bei Events, weil man oft nicht aus derselben Region kommt. Aber dafür spielt man regelmässig zusammen. Das sind auch echte Freundschaften, die teilweise seit über zehn Jahren existieren und Freunde, auf die man sich verlassen kann.

EKO: «Gaming» bis zur Rente oder wie siehst du deinen Weg? Gibt es irgendwelche Einschränkungen, um den Beruf des «Gamers» ausüben zu können?

LF: Meine Karriere als eSportler in «Fortnite» ist leider schon vorbei. Nun versuche ich in «VALORANT» noch mal mein Glück. Ich bin mir aber bewusst, dass ich das nicht für immer machen kann, denn im eSport ist es ähnlich wie in anderen Sportarten: Irgendwann wird man zu alt, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Zwar werden nicht die Knochen wund, sondern die Reflexe lassen nach. Aber es gibt viele andere Job-Möglichkeiten im Gamingbereich, wenn man in der Szene bleiben will. Beispielsweise als Coach oder als Angestellter in einer Org. Ausserdem versuchen viele Spieler – wie auch ich – neben ihrer eSport-Karriere einen erfolgreichen Social-Media-Kanal aufzubauen, um mehr Einnahmen zu erzielen und auch eine Absicherung für die Zukunft zu haben.

EKO: Wie schneiden die deutschen «Gamer» bzw. die Innovationskraft dieses Bereichs im internationalen Vergleich ab?

LF: In «Fortnite» sind die deutschen Spieler ganz oben mit dabei, wenn nicht sogar die Besten der Welt. In «VALORANT» hingegen spielt – meines Wissens nach – nur ein einziger Deutscher auf internationaler Ebene mit. Das kann daran liegen, dass der eSport in Deutschland nicht so gefördert wird oder die Mittel fehlen, um es für Talente lukrativ genug zu machen, eine Vollzeit eSport-Karriere in Erwägung zu ziehen. Bei «Fortnite» ist es anders, weil an den Turnieren immer jeder teilnehmen kann und dadurch talentierte Spieler die Aufmerksamkeit kriegen, die sie verdienen. Jedoch besteht hier aktuell das Problem, dass viele Cheater in den Turnieren mitspielen, da sie offen für alle sind.

EKO: Liam, vielen Dank für deine interessanten Einblicke. Als letzte Frage, was «spielst» du gern nach dem «Gamen»?

LF: Sehr gern! In meiner Freizeit spiele ich trotzdem Videospiele, weil es meine Leidenschaft ist und ich viel Spass daran habe. Am Wochenende spiele ich auch gerne Billard oder bei gutem Wetter Pétanque mit meiner Familie, um mal vom Bildschirm wegzukommen. Und im Sommer liebe ich es auch, Tischtennis mit Freunden zu spielen. Danke für das Interview. Ich hoffe, ich konnte einen guten Einblick geben!

EKO: Ich danke dir herzlich für das Interview.

Das Interview führte
Eberhard Johannes Koll

April 2025

Medien auf denen man Liam Fillery folgen und spielen sehen kann:

www.twitch.tv/kamolrf
www.youtube.com/kamolrf
www.instagram.com/kamolrf